18.11.2012: vom 16.-18. November 2012 auf dem Hambacher Schloss in der Pfalz
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Die 21. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaften „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ fand vom 16.-18 November 2012 auf dem Hambacher Schloss in der Nähe von Neustadt an der Weinstrasse statt. Erstmalig tagte der Bundeskongress im Südwesten Deutschlands, so dass diesmal der Veranstaltungsort vor allem für die Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gut erreichbar war. Indirekter Anlass ist das Jubiläum des Hambacher Festes vor 180 Jahren, als sich deutsche, polnische und französische Gleichgesinnte auf dem Hambacher Schloss versammelten, um für die bürgerlichen Freiheiten in Europa zu demonstrieren.
Am 16. November begrüßte der Bundesvorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Dietmar Nietan (MdB) die Tagungsteilnehmer im Festsaal des Hambacher Schlosses. Die Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth und der Stellvertretende Landtagspräsident von Rheinland-Pfalz Bernhard Braun, richteten im Anschluss daran Grußworte an die Versammlung. Die polnische Generalkonsulin aus Köln Jolanta Kozłowska hat an der Eröffnung ebenfalls teilgenomen und das Wort ergriffen.
Musikalisch umrahmt wurde der Eröffnungsabend von Hans Bollinger (Gesang/Gitarre) und seinem Sohn Daniel Bollinger (Klarinette), die Lieder des Hambacher Festes und des Vormärz vorgetragen.
Nach den Grußworten stand an diesem Abend die Verleihung der DIALOG-Preise auf dem Programm. Das Deutsch-Polnische Magazin DIALOG, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, vergab den Preis diesmal doppelt. Konrad Vanja , Direktor des Museums Europäischer Kulturen in Berlin und der deutsche-polnische Schriftsteller Artur Becker erhalten die Auszeichnung aus der Hand von Angelica Schwall-Düren, der ehemaligen langjährigen Bundesvorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft und heutigen Ministerin für Bundes- und Europa-Angelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen.
Auf dem diesjährigen Jahrestreffen standen an beiden folgenden Tagen weitere aktuelle deutsch-polnische Themen auf der Tagesordnung:
Vor 40 Jahren wurden diplomatische Beziehungen zwischen Polen und Deutschland aufgenommen. Über die Erfolgsgeschichte der ehemals umstrittenen Brandtschen Ostpolitik diskutierten am Samstagvormittag auf dem Podium die Politiker Ministerpräsident Kurt Beck und die Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth mit dem polnischen Publizisten Adam Krzeminski und dem Direktor des Deutschen Polen-Instituts Dieter Bingen.
In einem Kurz-Vortrag lenkte Sophie Straube von der Ludwig-Maximilians-Universität München den Blick auf den historischen Erinnerungsort Hambacher Schloss und seine Rolle als deutsch-polnisches Freundschaftssymbol. Dem schloss sich eine Diskussion unter Hambach-Experten an. Dazu gehörten der DIALOG-Preisträger Konrad Vanja aus Berlin, die Historikerin Gabriela Brudzyńska-Němec von der Universität Usti nad Labem (Aussig) aus Tschechien und Sophie Straube aus München. Peter Oliver Loew vom Deutschen Polen-Institut übernam hier die Moderation.
Nach der Mittagspause lass der DIALOG-Preisträger Artur Becker aus seinen zuletzt erschienenen Büchern und stellte sich im Interview den Fragen von Manfred Mack vom Deutschen Polen-Institut.
Brisant wurde noch einmal am Nachmittag die Diskussion zur politischen Lage in Mittel- und Osteuropa. Werden die nach der Wende errungenen demokratischen Rechte in Ländern wie Ungarn und Rumänien wieder beschnitten und kehren einige Staaten im ehemaligen Ostblock zu autokratischen Systemen zurück?, lautetet die Frage.
Korrespondenten wie Piotr Buras aus Polen, Nataliya Fiebrig aus der Ukraine, und Valentina Pop aus Rumänien beschriben dazu die Lage aus ihrer Sicht. Weitere Teilnehmer der Diskussionsrunde waren der Publizist und ehemalige Handelsblatt-Korrespondent in Polen, Mittelost- und Südosteuropa Reinhold Vetter sowie der letzte Außenminister der DDR und ehemalige MdB Markus Meckel. Die Gesprächs-führung hatte Reinhard Veser (FAZ) übernommen. Eine szenischen Lesung zum Hambacher Fest und der „Polenbegeisterung“ im 19. Jahrhundert mit dem polnischen Schauspieler Olgierd Łukaszewicz und Manfred Mack vom Deutschen Polen-Institut leitete um 18.30 Uhr das Abendprogramm ein.
Auch das Thema „Weimarer Dreieck“ konnte an diesem historischen Erinnerungsort nicht fehlen. Eingeleitet wurde die Diskussion zu diesem Thema am Sonntagvormittag von Cornelius Ochmann, Osteuropa-Experte der Bertelsmann-Stiftung, der auch Moderator des Gesprächs war. An der Runde nahm u.a. Angelica Schwall-Düren, die NRW-Ministerin für Bundes- und Europa-Angelegenheiten teil. Die Runde stellte sich die Frage, ob die politische Vision „Weimarer Dreieck“ zum Motor der EU im 21. Jahrhundert werden kann und welche Perspektiven der trinationalen Zusammenarbeit gibt es für die Zukunft.
Mittlerweile war das die 21. Jahrestagung des Bundesverbandes seit seiner Gründung. 1992 wurde ein solches Treffen erstmalig als deutsch-polnischer Kongress im gerade wieder vereinigten Berlin organisiert. Seitdem ist es zu einem zentralen Ereignis in den deutsch-polnischen Beziehungen geworden. Die Jahrestagung hat zum Ziel, über die vielfältigen Themen und Ebenen des deutsch-polnischen Kulturdialoges zu informieren, für den deutsch-polnischen Austausch zu werben und das Interesse daran bei einem breiten Publikum zu wecken. Mit diesen jährlichen Treffen will der Bundesverband der Deutsch-Polnischen Gesellschaften Akteure und Initiativen der bilateralen Zusammenarbeit miteinander vernetzen und einen Beitrag zur europäischen Integration leisten. Dem Bundesverband Deutsch-Polnischer Gesellschaften gehören ca. 50 Regionalgesellschaften mit insgesamt ca. 3.700 Mitgliedern in ganz Deutschland an. Vorstand, Geschäftsstelle und die Redaktion des zweisprachigen Magazins DIALOG haben ihren Sitz in Berlin.