08.06.2011: Das erste lange Wochenende im Juni verführte mich zu einem Experiment. Mehrere Teilnehmer aus meinen beiden Polnischkursen (DPG und VHS) folgten meiner Einladung und verbrachten mit mir vier Tage in Poznań.
Am Donnerstag kamen wir schon um 12:20 Uhr mit dem Zug an und machten uns – zu Fuß – auf den Weg zum Hotel. Die kommende Hitze ahnten wir langsam… Im Hotel gab es gleich den ersten Kontakt mit der Sprache – „Dzień dobry…, proszę o dowód osobisty…, drugie piętro…, piąte…, windą…, śniadanie do 10:00…“. Obwohl wir noch nie da waren, wurden wir schon sehnsüchtig erwartet – Pan Hubert Owczarek und Pan Jerzy Depko aus der polnischen DPG Poznań warteten und warteten und warteten auf uns. Es war total nett, in einer fremden Stadt erwartet zu werden. Wir verabredeten uns für Freitagabend. Der erste Punkt des Programms war… Mittagessen… finden. Das hatten wir dann auch, aber bei 16 Personen war die Küche mit den Pierogi- Bestellungen doch überfordert und diesmal war es Stefan, der wartete und wartete… Aber das Wichtigste war – fast jeder bestellte sein Essen auf Polnisch!
Gestärkt, mit polnischem Geld in der Tasche, gingen wir zum Stary Rynek, um den allerersten Eindruck zu gewinnen und das berühmte Modell der Stadt Poznań im X Jh. zu sehen. Beeindruckend! Nach ein bisschen Freizeit war es an der Zeit, sich mit einer Menükarte auseinander zu setzen – Petra entdeckte ein nettes Lokal in der Seitenstraße – flott ging es nur mit „Piwo…, duże, … woda gazowana“. Das bestellte Essen brauchte seine Zeit. Und die hatte ein Teil von uns nicht – um gleich ganz auf Polnisch durchzustarten, hatten unsere jüngeren Teilnehmer schon die Kinokarten für Kung Fu Panda 2, 3D in der Tasche – die Vorpremiere in Magdeburg ist erst am 12.06!
Der Freitag stand im Zeichen „hinterherlaufen“, in der Hitze. Unsere charmante Stadtführerin holte uns im Hotel ab und schon ging es zügig los. Wir verbrachten vier Stunden zusammen. Sie kannte viele interessante Geschichten über verschiedene Personen und Gebäude, sorgte dafür, dass wir die Koziołki nicht verpassten – sie kämpfen nämlich auf dem Rathausturm nur einmal täglich um 12:00 Uhr. Sooooo viele Menschen waren auf dem Platz! Man könnte annehmen, es kommt eine Popgruppe um zu spielen. Als Magdeburger waren wir ein bisschen stolz, als das Thema „Magdeburger Stadtrecht“ kam. Vielleicht waren nicht alle Strafen am Pranger „gut“ aber da können wir doch nichts dafür…
Vor dem letzten, ältesten aber am weitesten entfernten Ort der Führung durften sich alle in einem Café hinsetzen und stärken – ein Stück Snickerstorte war gerade prima dafür geeignet. Das letzte Ziel war die Kathedrale mit ihren Schätzen auf der Insel Ostrów Tumski. Und hier erlebten wir eine Überraschung „Wie alt ist die Kathedrale?“ „1000 Jahre?“ (Wir sahen doch das Modell). „Nein, gerade mal 60!“ – na, klar! Sie war doch zerstört, verbrannt, wieder zerstört und immer wieder aufgebaut worden. Aber ihre Schätze sind doch echt und sehr alt. Hier verabschiedeten wir unsere tolle Stadtführerin und sind Richtung Stary Browar (Einkaufsriese) gegangen. Wir hatten gerade mal Zeit um zu essen und schon hatten wir eine weitere Verabredung – mit einem jungen Mitarbeiter des Einkaufszentrums – er erzählte uns, wie alles anfing, über viele Besonderheiten des Zentrums (z.B.50:50 Prinzip, d.h. 50% Geschäfte und 50% Kunst). Es war schon nicht schlecht! Unsere jüngeren Teilnehmer entdeckten ein großes Schachbrett auf dem Boden und … spielten miteinander Schach. Abends eilten wir zum Hotel, weil … Pan Hubert, Pan Jerzy und weitere Gäste … schon auf uns warteten. Wir konnten den Aufenthaltsraum des Hotels benutzen und blitzschnell waren alle Tische zusammengerückt und „Piwo Lech, … ja też, …dla mnie kawa“ bestellt. Alle aus unserer Gruppe brachten regionale (oder fast) Süßigkeiten mit. Dazu kamen zwei schöne Bücher, zwei „Sprachspiele“ und Prospekte über Magdeburg und Sachsen-Anhalt (po polsku). Das war ein ruhiger, schöner Abend mit vielen interessanten Gesprächen. Wir passten alle wunderbar zusammen! Die Polnisch-Deutsche Gesellschaft feierte gerade an dem Wochenende ihr 20-jähriges Bestehen und so hatten wir uns in einer lockeren Atmosphäre viel zu erzählen. Die PDG hatte am Wochenende eine Konferenz mit dem Thema: „Die Bedingungen und die Ergebnisse der Zusammenarbeit von der Polnisch-Deutschen Gesellschaft in Poznań und den Deutsch-Polnischen Gesellschaften“ und eine Studienreise nach Rożnowice, Wiardunki organisiert.
Am Samstag hieß es für viele „Puh! Pause.“ Jeder und jede durfte nach eigenen Vorstellungen die Stadt bewundern: ob das in einem Park, Museum oder Café war… Auch Gniezno wurde stellvertretend durch Pan Karlotto und seine Gattin besucht! Ein Teil von uns aber ging zu der Konferenz. Es scheint so, als hätten wir zufällig (?) neue Wege des Zusammenseins eingeschlagen. Der letzte „Termin“ des Tages war „19:00 am Pranger“. In Poznań fand auch zum 36. Mal ein „Jarmark Świętojański“ statt und deswegen wartete ein König mit seiner Königin auf ihr Volk. Danach verbrachten wir alle zusammen unseren letzten Abend in einem niedlichen Café. Wieder war die Menükarte voller Überraschungen, aber noch mehr Überraschungen gab es beim Bestellen: „Proszę grzanki z szynką“ – „Niestety już nie ma“ „?“, „Proszę piwo Lech“ – „Niestety już nie ma“ „??“, „Proszę duże piwo Żywiec“ – „Niestety już nie ma“ „???“. Zum Glück rettete Robin die Stimmung mit einem kleinen Klavierkonzert.
Am Sonntag, nach dem Frühstück, war es höchste Zeit, alles noch schnell zu besorgen, anzusehen, abzuschicken. Und dann hieß es „Do zobaczenia Poznań! Dziękujemy!“. Sowohl die polnische als auch die deutsche Bahn brachten uns pünktlich nach Magdeburg.
Das Experiment ist geglückt! Ich werde das bestimmt wiederholen. Ob es dann wieder in Poznań sein wird? Um noch bildlich ein paar Eindrücke davon zu gewinnen, wie schön es war, besuchen Sie unsere Fotogalerie!
Ihre Izabela Peter