Konrad Szumiński war ein wunderbarer Mensch, der mehrmals in den letzten 10 Jahren den Saalekreis als Zeitzeuge besuchte. Er verbrachte im Zweiten Weltkrieg fünf Monate zwischen 1944 und 1945 im sogenannten Arbeitserziehungslager in Zöschen. Er wurde zum Freund von Mitgliedern des Heimatvereins Zöschen e.V. sowie des Geschichtswerkstatt Merseburg- Saalekreis e.V. Ich bin ebenfalls sehr dankbar, dass ich ihn kennenlernen und seine freundliche, liebenswerte Art schätzen durfte. Im Mai 2013, im Rahmen der Gedenktage in Zöschen, war mir eine große Ehre, bei der Einweihung der Gedenktafel , die den polnischen Gefangenen gewidmet wurde, die Worte von Konrad Szumiński vorlesen zu dürfen, die dieser vor Rührung leider nicht selbst vortragen konnte:
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute bin ich zum fünften Mal in Zöschen. Mein erster Aufenthalt war der längste und dauerte 5 Monate, vom 1. November 1944 bis zum Gründonnerstag, dem 29. März 1945. Leider traf ich damals keinen Einwohner an, weil ich hier meine Strafe absitzen musste. Verhaftet wurde ich für meinen Versuch, vor der Zwangsarbeit zu fliehen. In das hiesige Arbeitserziehungslager kam ich auf Order der Gestapo Chemnitz. Gerade entstand damals hier ein neues Lager, das an Stelle des von Amerikaner zerbombten Lagers in Spergau errichtet wurde. Wir Häftlinge bekamen unsere Plätze in Buden, die großzügig Zelte genannt wurden. Sie dienten Jahre vorher den Italienern in Afrika und waren in einem sehr schlechten Zustand. Für die hier herrschenden klimatischen Bedingungen boten sie keinen Schutz. Insbesondere im strengen Winter unterschied sich die Innen- kaum von der Außentemperatur. Bei äußerst knappen Essen, was wir lediglich einmal täglich bekamen, war die Sterblichkeitsrate sehr hoch. Angenommen, dass die Zahl von ca. 5.000 Personen stimmt, die (natürlich nicht gleichzeitig) im Arbeitserziehungslager unterschiedlich lange inhaftiert wurden, starben davon 517 Häftlinge. Ich habe überlebt, aber in dieser relativ kurzen Zeitspanne erkranke ich an Ruhr, Flecktyphus, an einer Phlegmone sowie einer beginnenden Lungenkrankheit. Nach der Entlassung aus dem Lager wog ich bei einer Größe von ungefähr 1.70 m nur noch 38 Kilogramm. Abschließend möchte ich mich herzlich bei den Einwohnern von Zöschen, besonders bei Frau Edda Schaaf, für die jährliche Organisation der Veranstaltungen unter dem Motto „Erinnerung“ bedanken.“
Dr. Edward Sulek
(Fotos: Peter Wetzel)