Seit 2016 besuchen Jugendlichen aus Sachsen-Anhalt die ehemaligen deutschen Vernichtung – und Strafarbeitslager in Treblinka. Diese Fahrten sind möglich dank der finanziellen Unterstützung vom Internationalen Bildung – und Begegnungswerk Dortmund (IBB) und der Zentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt. Die Koordination dieses Projektes obliegt der Geschichtswerkstatt Merseburg-Saalekreis e.V. Natürlich ohne engagierten Lehrer, die ihre Schüler auf diese wichtige Problematik aufmerksam machen, könnte man diese Fahrten nicht realisieren. Diese Lehrer verdienen unseren größten Dank und liefern damit einen Beweis, dass sie ihre Arbeit nicht nur als Beruf aber als eine wahre Berufung betrachten.
Im Oktober dieses Jahres begleitete ich Schülerinnen und Schüler aus folgenden Schulen Sachsen-Anhalt: Schulen aus dem Landkreis Stendal (Vernetzungsfahrt der Titelschulen ohne Rassismus, Schulen ohne Courage), Burg-Gymnasium Wettin und Berufsbildende Schule Dr. Otto Schlein Magdeburg. Es hat mich sehr gefreut diese jungen Menschen dort zu begleiten, weil sie sich für dieses dunkles Kapitel der Geschichte interessiert haben und, nahmen dazu freiwillig an dieser Fahrt teil.
Mit der Wettiner – und Magdeburger-Gruppe besuchten wir den Ort Sadowne, ca. 15 km von Treblinka entfernt. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten dort ungefähr 40% Juden. Nur wenige von ihnen überlebten den Krieg. Die, die sich im Wald versteckten, bekamen auch eine Hilfe von polnischer Bevölkerung. Zu solchen Menschen gehörten die Eheleute Leon und Marianna Lubkiewicz und Stefan Lubkiewicz. Sie besaßen eine Bäckerei im Ort. Am 13 Januar 1943 gaben sie ein Brot zwei jüdischen jungen Frauen. Diese Frauen wurden dann von deutscher Gendarmerie mit dem Brot gesehen. Auf die Frage woher sie das Brot hätten, sagten die Frauen die Wahrheit. Daraufhin wurden die beiden erschossen. Danach wurden die drei oben genannten Personen in der Bäckerei verhört und geschlagen. Nach ca. 12 Stunden Martyrium wurden sie an der Hauptstraße, ca. 200 m von der Bäckerei entfernt, erschossen.
Die Berufsschüler konnten darüber von Grażyna Olton, der Enkelin und Nichte der ermordeten erfahren. Ihre Mutter blieb nur deswegen am Leben, weil sie noch nicht 19 Jahre alt war. Es war eine emotionale und sehr herzliche Begegnung mit Frau Olton. Als ich sie wegen einem Treffen telefonisch gefragt hatte, fragte mich ob die Jugendlichen darüber hören wollen. Ich habe sofort bejaht, weil ich diese engagierten Jugendlichen schon etwas kennenlernen durfte. Dies war ein wichtiger Geschichtsunterricht in Sadowne und die Bonbons (polnisch: Krówki), welche uns Frau Olton angeboten hatte, nicht nur gut schmeckten aber auch eine symbolische Bedeutung hatten. Es war Beginn einer Freundschaft und das nächste Treffen wurde schon für Juni 2020 avisiert.
Dr. Edward Sułek Fotos: Peter Wetzel