16.05.2018: Gedanken zu den 8. Magdeburger Festungstagen …
Ein deutsches Sprichwort sagt: „Was lange währt, wird am Ende gut“, oder wie man in Polen sagt: „Długo trwało – dobre się skończyło“, diese Sprichwörter bestätigten sich, sogar mit großem Erfolg.
Vor etwa 12 Jahren, als ich zum ersten Mal in Glatz (Kłodzko) weilte, die dortige Festung kennenlernte und die Festungstage erlebte, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, diese mit den „Magdeburger Festungstagen“ zu verknüpfen. Dieses gelang mir leider bisher aus verschiedenen Gründen nicht, die ich nicht näher erläutern möchte – die Gründe lagen bestimmt nicht bei mir oder bei den Polen.
Mitte Mai 2016 konnte ich an einer Reise in die Glatzer Region (Ziemia Kłodzka) teilnehmen und meine „alten“ Kontakte persönlich wieder auffrischen. Wir, meine polnischen Freunde von damals – haben uns nie ganz aus den Augen verloren. Meine Ehefrau Luba, als Dolmetscherin, und ich vereinbarten mit den polnischen Festungsfreunden gegenseitige Besuche zu den jeweiligen Festungstagen.
Mitte August 2017 erfüllte sich endlich mein alter Traum. Ein kleiner „Konvoi“ aus aktiven Mitglieder des Sanierungsvereins „Ravelin II“ und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft bestehend, ausgerüstet mit historischen Uniformen und Biedermeierkostümen ging am 11.08.2017 früh auf Fahrt nach Glatz (Kłodzko) um an den dortigen Festungstagen vom 12. bis 13. August 2017 teilzunehmen. Am späten Nachmittag wurden wir in Glatz (Kłodzko) recht herzlich begrüßt.
Glatz (Kłodzko) hat aber vielmehr als nur die Festung und die Festungstage zu bieten, oberirdisch als auch unterirdisch, kulturell und auch landschaftlich.
Glatz (Kłodzko) ist die älteste Stadt Schlesiens (Śląsk) und wurde erstmals 981 als „castellum kladsko“ – vom tschech. Klada → Baumstamm abgeleitet – erwähnt. 1275 erhielt die Stadt das „Magdeburger Stadtrecht“ und hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich.
Am Freitagabend (11.08.2017) saßen die Veranstalter der „Festungstage von Kłodzko“ und unsere „Delegation“ – noch in Zivil – gemütlich beim Dinner zusammen und besprachen mit den Polen das Programm für die nächsten beiden Tage.
Danach fuhren wir in die Stadt, ein Shuttlebus stand die ganze Zeit für uns zur Verfügung, um das abendliche Kłodzko (Glatz) und die dort schon stattfindenden historischen Darstellungen zu betrachten. Am 12. August 2017 ging es früh, auch für uns, so richtig los – die Männer in preußischer Uniform (um 1890) und die Frauen in ihren Biedermeierkostümen. Überall wo wir erschienen, waren wir die „Stars“ – diese Begeisterung für unsere preußischen Uniformen und für die Kostüme unserer Frauen war für uns vorher unvorstellbar gewesen. Wir wurden „fast bedrängt“ und um viele gemeinsame Fotos gebeten. Nach kurzer Einweisung nahmen alle Teilnehmer an einer „Parade“ von der Festung in die Stadt zum Rynek (Marktplatz) und über die ehemalige Johannisbrücke, bzw. frühere Brücktorbrücke, der heutigen Most św. Jana (Brücke des heiligen Johannis) oder auch nur Most Gotycki (Gotische Brücke), die die Tschechen interessanter Weise als „malý Karlův most“ (Kleine Karlsbrücke) bezeichnen, in die Unterstadt teil. Hier fanden dann die „ersten gegnerischen Zusammenstöße“ aus der Befreiungskriegszeit (1813/15) statt. Für uns bedeutete dieses Freizeit – d.h. für einen Stadtbummel auf „eigene Faust“ und „Fototermine“ für die polnischen Fans der preußischen Ära. Eine besondere Ehre für uns war, dass unsere „Delegation“ persönlich vom Bürgermeister der Stadt Glatz (Kłodzko) begrüßt wurden.
Um 15 Uhr begann dann die „richtige Schlacht“ im Park „Auf dem Festungsberg“ (Forteczna Góra). Wir „Preußen“ wurden aufgeteilt – die mit „Pickelhauben“ fungierten als Festungsingenieure und Militärbeobachter, die mit den „Tellermützen“ „spielten“ Sanitäter. Insgesamt beeindruckten uns alle die Darbietungen der Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Es war eine wirkliche internationale Veranstaltung.
Zum Abschluss des Tages speisten wir, „die Preußen mit ihren Damen“, im Ratskeller. Bei sehr gutem Essen werteten wir unsere positiven Erlebnisse aus. Der Ratskeller war voll besetzt, auch mit anderen Teilnehmern der „Schlacht“ in ihren Kostümen, dazwischen auch eine Gruppe aus Berlin. Nach unserer Stärkung ging es wieder mit dem Shuttle ins Hotel zurück.
Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen, sogar unsere Frauen hielten durch. Die Damen vergaßen sogar sich in „zivil“ umzukleiden, was sie vorhatten – ein Zeichen, dass auch ihnen alles gefallen hatte. Abends entspannten wir vor dem Schlafengehen noch etwas im Hotel und erholten uns von den „Strapazen“ mit einigen polnischen Bieren und Schnäpsen im Foyer.
Am Sonntag fand dann das Highlight für die Magdeburger Festungsfreunde statt – eine spezielle Führung, nur für uns, durch die fast vollständig erhaltene preußische Festung. Es ging durch die Kasematten und sonstigen Räumlichkeiten einer Festung, sogar in die Unterwelt einer Festung – wo uns die Minengänge gezeigt wurden. Zum Ausklang durfte unser „Kommandant“ auf dem Donjon die Festungskanone abfeuern.
Der Kultur- und Heimatverein lud herzlich und öffentlich am 12.08.2017 in Glatz (Kłodzko) die Festungsfreunde von Kłodzko zu den Festungstagen zu Pfingsten vom 17. bis 21.05.2018 nach Magdeburg ein. Die Teilnahme der polnischen Festungsfreunde aus Glatz (Kłodzko) ist Bestandteil der diesjährigen 8. Magdeburger Festungstage. So begrüßen wir am 18.05.2018 vormittags ebenfalls einen kleinen „Konvoi“, dieses Mal aber von unseren polnischen Festungsfreunden im Ravelin II in der Maybachstraße in Magdeburg – die sogar eine historische Kanone im Gepäck haben. Unsere polnischen Gäste nehmen am Festumzug am 19.05.2018 um 10:45 Uhr in ihren „preußischen Uniformen“ aus der Ära der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 teil und demonstrieren im Ravelin II das Biwakleben dieser Zeit, präsentieren verschiedene Uniformen und andere Kleinigkeiten in einer kleinen Ausstellung. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass wir leider unsere polnischen Freunde früher verabschieden müssen, da in Polen der Pfingstmontag kein Feiertag ist.
Hier hoffen, dass die Magdeburger den polnischen Festungsfreunden aus Kłodzko (Glatz) eine ähnliche Sympathie entgegenbringen, wie wir diese in Kłodzko (Glatz) erhielten. Das Feedback der Magdeburger Festungsfreunde ist so groß, dass wir eine erneute Teilnahme an den Festungstagen in Kłodzko vom 10. bis 12.08.2018 eingeplant, und unsere Hotelzimmer schon reserviert haben.
Viele von unserer kleinen Magdeburger Delegation waren zum ersten Mal in Polen und sind noch heute von der Herzlichkeit der Polen begeistert. Im Resümee muss man sagen, es war eine gelungene Reise mit sehr vielen schönen Erinnerungen, auch an die herzliche polnische Gastfreundschaft. Wir würden es uns wünschen, dass unsere polnischen Gäste aus Glatz (Kłodzko) das gleiche Feedback mit nach Haus nehmen können.
Bernd Rauchensteiner
DPG Sachsen-Anhalt e.V.