17.03.2018: Museum Petersberg gestaltet Ausstellung mit Lettiner Porzellan in Siedlce/Polen.
Am 16. März wurde in Siedlce (Ostpolen) im dortigen Regionalmuseum – einem historischen Barockgebäude (vgl. Bild) – eine Ausstellung mit ca. 230 Objekten Lettiner Porzellan eröffnet, die bis zum 17. Juni dort zu sehen ist. Schirmherr der Ausstellung ist der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, der ein Grußwort sandte. Auch eine Vertreterin der Deutschen Botschaft in Warschau nahm an der Eröffnung teil.
Leihgeber der Objekte ist der hallesche Sammler Michael Woudenberg, der seit 2000 Lettiner Porzellan sammelt. Ausgestellt waren verschiedenste Objekte aus der Zeit zwischen 1880 und der Gegenwart. Alle Stilrichtungen sind vertreten: Historismus, Jugendstil, Art Deco bis zur Moderne der Gegenwart- Künstler der „Burg“ wie H. Kittel und Hubert Petras. Das aktuellste Ausstellungsstück ist eine Porzellan-Medaille zum Reformationsjubiläum von 2017 (produziert und vertrieben über die hallesche „Galerie Nord“ am Reileck, die seit 2008 die Markenrechte besitzt). Bernd Hartwich (Museumsdirektor) und Matthias Haak (stellv. Direktor) hatten gemeinsam mit dem Sammler einen schriftlichen Überblick über die Geschichte des Porzellans in Lettin verfasst. Er umfasste 22 große Ausstellungefahnen, die in die Ausstellung passend integriert wurden. Spätestens an dieser Stelle muss die wichtige Rolle von Dr. Edward Sulek erwähnt werden, der als gebürtiger Pole im Saalekreis lebt und beide Sprachen fließend spricht. Er übersetzte nicht nur die Texte für die Ausstellung ins Polnische sondern stand an allen Tagen des Aufenthalts zu allen Gelegenheiten als Dolmetscher zur Verfügung – eine wichtige Voraussetzung für die Partnerschaft der beiden Museen.
Ein interessantes Detail, das schlaglichtartig die Probleme des Verhältnisses beider Länder in der Vergangenheit zeigt, findet sich auch in der Geschichte der Lettiner Porzellanherstellung. Während des 2. Weltkriegs mussten polnische Frauen als Zwangsarbeiterinnen auch in Lettin arbeiten (1943-45). Erfreulicherweise zeigen aber noch vorhandene Dokumente, dass sich etliche Betriebsangehörige nicht an die NS-Anordnungen hielten und den Polinnen in verschiedenster Hinsicht halfen.
Trotz des engen Zeitplans durch den Aufbau der Ausstellung blieb noch Zeit für die deutschen Gäste, einen Eindruck von der Stadt Siedlce und der Umgebung zu bekommen: Besichtigt wurden u.a. die Kathedrale in Siedlce, eine Fotoausstellung (u.a. mit Bildern des stellvertretenden Museumsdirektors S. Kordaczuk) sowie das katholische Diözesanmuseum (besitzt ein Bild des berühmten spanischen Künstlers El Greco). Untergebracht waren die Gäste aus Sachsen-Anhalt in einem interessanten Landhaus (Adelsmuseum), das heute zum Partnermuseum gehört. Auch das „leibliche Wohl“ der Gäste kam nie zu kurz; Museumsdirektor Andrzej Matuszewicz sorgte persönlich für das Abendessen in einem wunderschönen Gewölbe des Gutshauses. Mögen der Partnerschaft beider Museen in der Zukunft noch viele interessante Begegnungen und Ausstellungen beschieden sein!
Eine vergoldete Deckeldose und eine Konfektschale (Jugendstil) aus der Sammlung gehören nun als Geschenk dem Museum Siedlce. Eine moderne Tasse aus polnischer Produktion befindet sich jetzt in den Beständen des Sammlers in Halle – ein Geschenk des Museums Siedlce.
Michael Woudenberg